Wesselmann AG Gera-Zwötzen

Ende des 18. Jahrhunderts (FTF: richtig wäre 19. Jahrhundert) beschlossen einige einheimische Unternehmer und Bankiers, unter ihnen Georg Hirsch, das verarbeitende Gewerbe Geras um eine Produktionsstätte zur Fabrikation von Spiralbohrern zu bereichern. Sie gründeten die Wesselmann-Bohrer-Compagie nach amerikanischem Finanzierungsbeispiel. Da diese Neugründung nicht kurzfristig gewinnbringend produzierte, verband man sich 1899 mit der Werkzeugfabrik Pitschel & Steudner.
In den damaligen Inhabern der Firma Pitschel & Steudner fanden die Gesellschafter der Wesselmann-Bohrer-Compagie die richtigen Fachleute für die fusionierte Firma, die den Namen, Wesselmann-Bohrer-Compagie erhielt. Um die Trennung der beiden Werke aufzuheben, baute man kurz nach der Fusion eine gemeinsame Fabrikanlage in der Zwötzener Langen Straße 52. Der mit Spezialmaschinen eigener Konstruktion ausgestattete Maschinenpark erlaubte die Herstellung erstklassiger Werkzeuge. Erstes Hauptprodukt bildeten Spiralbohrer in allen Größen. Weitere Werkzeugprodukte waren Reibahlen, Fräser, Gewindebohrer und Schneidkluppen. Als weitere Spezialproduktion der sich ständig erweiternden Fabrik für Werkzeuge und Werkzeugmaschinen kamen Apparate und Maschinen für die direkte Bohrbearbeitung von vierkantigen Lochern nach einer eigenen Erfindung hinzu. Außerdem stellte das Unternehmen Spiralbohrerspitzenschleifmaschinen, Bohrmaschinen und Hinterdrehbänke her.

Die Kriegswirren haben dem Unternehmen kaum geschadet, denn Anfang der zwanziger Jahre war die Fabrik mit über 1000 Beschäftigten das größte metallbearbeitende Unternehmen ringsum. Während der Weltwirtschaftskrise stellte Wesselmann-Bohrer - ähnlich wie die Firma Karl Wetzel Gera - in einer gesonderten Abteilung Motorpflüge her.

Anfang der dreißiger Jahre erfolgte die Umwandlung der Gesellschaft in die Wesselmann Bohrer Co. A.G. Gera-Zwötzen. Das Unternehmen belieferte sowohl den Inlandsmarkt als auch viele Industrieländer Europas und Übersee. Der Machtantritt Hitlers hatte mit Zustimmung der Gesellschafter die Umstellung dos Werks in eine Fabrik für militärischen Bedarf und in einen Rüstungsbetrieb begründet.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Betrieb von der Sowjetunion stillgelegt, demontiert und 1947 als Unternehmen aus dem Handelsregister gestrichen. Die erhalten gebliebenen Gebäude und das Grundstück dienten der SAG/SDAG Wismut jahrzehntelang als Ausbildungsstätte.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Objekt nach Übergabe durch die Wismut GmbH sehr aufwändig saniert und der Lehrbauhof des Bildungszentrums Ostthüringen in Gera-Zwötzen eingerichtet, der auch solche seltenen Berufe wie Tunnelbauer an dieser Stelle ausbilden kann.

Dr. Renate Glimm / TLZ Lokal Gera 17.03.2001

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Autor:
Franz-Thomas Fischer
Düsseldorf

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